Ich musste den Satz im Tagblatt wirklich zweimal Lesen: «Rampen, Rolltreppen und Lifte sollen in einigen Jahren nachgeliefert werden.» Da bauen wir eine Fachhochschule mit Tiefgarage und einen neuen Zugang zum Hauptbahnhof. Und dann das.
Wir Stadtsanktgaller dürfen stolz sein auf das helle Parkhaus, die Velostation und die «Kiss and Ride»-Zone. Wäre da nicht die Grenze zwischen Neubau und SBB-Unterführung West. Auf der einen Seite die neue Tiefgarage zugänglich via Lift oder Rampe, mit einer behindertengängigen Toilette und hellen freundlichen Räumen. Auf der anderen Seite ein dunkles Loch mit nicht weniger als vier steilen Treppen zu den Gleisen, dem Bus- und Gaiserbahnhof. Auch die Gepäckaufgabe für Bahn- und Flugreisende lässt sich nur via Treppe erreichen. Eine Herausforderung für alle Behinderten, Betagten und Familien bepackt mit Kinderwagen und Koffern.
Wer den Weg via Treppe fürchtet oder ihn schlicht nicht bewältigen kann, ist gezwungen, den Umweg via Rosenbergstrasse und Rathaus-Unterführung zu nehmen. Das sind gut und gerne 500 Meter Umweg und aufgrund der aktuellen Baustellen alles andere als angenehm. Das Ganze ist ein Schildbürgerstreich.
Die Stadt hat das Problem erkannt und verweist für betagte Personen auf die Rathaus-Tiefgarage und für Behinderte auf den gekennzeichneten Parkplatz vor der Hauptpost. Ich erwarte, dass es in den nächsten Tagen eine entsprechende Signalisation gibt, um auf die Situation hinzuweisen.
Und: Liebe Stadt, liebe Verkehrsbetriebe auf dem Bahnhofplatz, vor euch steht ein umfangreiches Bauprojekt zur Neugestaltung des Platzes. Die Hauptprobe habt ihr deutlich verhauen. Bitte macht es in Zukunft besser. Die Einwohner werden es euch danken.
Leserbrief von Marcel Baur, erschienen am 3. Oktober 2012 im St. Galler Tagblatt